Adieu Tristesse – ein farbenfroher Zierapfel 'Red Sentinel' (Malus x moerlandsii') am Eingang und ein Winterblühender Schneeball (Viburnum x bodnantense) an der Lounge kombiniert mit üppig wachsenden Stauden unter den hochgewachsenen Eichen erweckt pure Lebensfreude in einem Garten, der wie gewachsen wirkt. Tatsächlich wurde er aber erst vor zwei Jahren umgebaut. Quadratische Betonplatten führten früher geradewegs auf das Haus zu und verliehen dem Grundstück ein starres, düsteres Erscheinungsbild. Auch gab es keine kleinteiligen Räume, so dass der gesamte Außenbereich sofort einsehbar war. Beete, die aufgrund des hohen Schattendrucks unter den hohen Eichen karg und wenig bewachsen blieben, sowie spärlich wachsender Rasen, unterstützten diesen unansehnlichen Ausdruck.
Einladend schlängelt sich der Weg entlang strukturreicher Staudenbeete
Als das Wohnhaus umgebaut und durch große Fenster nach außen hin geöffnet wurde, war klar: der Garten muss lebendiger und wohnlicher gestaltet sein. Die gesamte Außenanlage wurde verändert, einzig die alten hochgewachsenen Bäume blieben bestehen. Ihre Wurzeln wurden behutsam mit einer schützenden Brücke aus verzinktem Stahl überbaut, auf dem der heutige Gehweg verläuft (Wurzelbrücke). Gefällig führt er, von strukturreichen Staudenbeeten begleitet, in weichen Schwüngen von der Straße bis in den hinteren Teil des Gartens. Dank dieser apart gezeichneten Wegeführung ist die Außenfläche nicht mehr auf einen Blick zu erfassen. Auch der Weg selbst wirkt alles andere als starr. So reihen sich moderne Granitstein-Platten wie kleine Tortenstücke abwechslungsreich aneinander. Sie wurden im Computer gezeichnet, entsprechend im Werk maßgeschneidert, nummeriert und nach Verlegeplan gesetzt.
Die Liebe zum Detail und ein dezenter Wechsel beim Material sorgen auch bei den Sitzgruppen für eine formschöne und geschmackvolle Umgebung. Ob ein sommerlicher Abend mit Nachbarn und Freunden auf der großzügigen Terrasse direkt am Haus oder ein gemütliches Candle-Light-Dinner geschützt in der Lounge – zwei unterschiedlich gestaltete Bereiche laden ein, Platz zu nehmen und von dort in das von Grüntönen dominierte Farbspiel des Gartens einzutauchen. Für die Lounge wurde die Garage umgewandelt, die durch Verzicht auf das eigene Auto überflüssig geworden war. Sie wurde komplett entkernt und zur Gartenseite hin geöffnet. Versehen mit einer Holzdecke und einem Glasdach beschert der neu geschaffene Lebensraum behagliche Stunden im Freien – selbst bei warmem Sommerregen.
Filigrane Stauden wie Elfenblumen und Funkien verzieren die Beete
Entlang des Weges verzaubert der Garten mit kleinen Nischen und Winkeln, die es zu erkunden gilt. Eine Kombination standortgerechter, üppig wachsender Pflanzen verstellt dabei immer wieder den Blick und weckt die Neugierde auf weitere Erkundungen. Die Beete unter den Gehölzen und alten Eichen sind vollflächig bepflanzt und zeigen mit ihren immergrünen Stauden eine dichte Vegetation. Schattenliebende Gewächse wie Filigranfarn (Polystichum setiferum 'Dahlem'), großblütige Elfenblumen (Epimedium rubrum) und violett blühende Lilientrauben (Lilirope muscari) zeichnen gemeinsam mit Funkien (Hosta-Hybriden) – eine der schönsten Blattschmuckstauden – sowie der herzblättrigen Schaumblüte (Tiarella cordifolia) ein harmonisches Gesamtbild und erinnern an Spaziergänge durch märchenhafte Wälder. Die hohen, umstehenden Bäume, die einen großzügigen Raum unter freiem Himmel bilden, setzen diese Erinnerung fort. Die Grenzen zum Nachbargrundstück sind offen gestaltet – ein geschickter Kunstgriff, der dem kleinen Stadtgarten eine angenehme Weite verleiht. Dank der eleganten Raumbildung und der Auswahl standortgerechter Pflanzen entstand selbst unter dem Schatten der hohen Eichen eine blütenreiche und wohnliche Idylle. Der kleine Stadtgarten am Nymphenburger Kanal, einem der grünsten und mit seinen Villen wohl schönsten Stadtteile Münchens, ist damit ein wunderbares Beispiel, wie sich aus einem unansehnlichen Fleckchen Erde ein einladendes, lebensbejahendes Kleinod zaubern lässt.
